Landkreis Oldenburg – Die Betondeckenarbeiten an der A 1 zwischen Wildeshausen-Nord und Delmetal-Süd Richtung Bremen sind in vollem Gange. Eine Betonmaschine verfüllt in den kommenden Tagen Zentimeter um Zentimeter die neuen Fahrstreifen. „Ein Kilometer ist bereits geschafft, zweieinhalb fehlen noch“, berichtet Simon Osterloh, zuständig für die örtliche Bauüberwachung, unserer Zeitung am Montag vor Ort.
Seit 23. März ist die 3,5 Kilometer lange Baumaßnahme in der sogenannten 4+0-Verkehrsführung in Arbeit. Dabei werden beide Fahrtrichtungsspuren komplett mit je zwei Fahrtstreifen auf eine Straßenseite gelegt, während eine Spur für Bauarbeiten frei bleibt. Der Stand- sowie der Überholstreifen Richtung Bremen wird im Betongussverfahren komplett erneuert. Der Hauptfahrstreifen wurde bereits vor vier Jahren bearbeitet und kann daher jetzt als Zufahrtsweg für Arbeiter und Arbeitsgerät genutzt werden. Fast im Minutentakt touren derzeit Ladungen mit frischer Betonmischung heran, die die Straßenbauraupe füttern. Rund 60 Kubikmeter Beton kommen so pro Stunde zusammen.
Von der Einrichtung der Verkehrssicherung hin zu den Bauarbeiten, die das Ausfräsen des alten und die Einarbeit des neuen Belages umfassen sowie die anschließenden Restarbeiten (Fahrbahnmarkierungen, Abbau provisorischer Verkehrsführung) soll bis November alles fertig sein. Die Baukosten der Straßensanierung belaufen sich laut Silke Baehr, Bau-Fachbereichsleiterin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, auf rund vier Millionen Euro. Davon entfallen rund drei Millionen auf die Straßenbauarbeiten und der Rest auf Begleitkosten der Baustelle.
„Baustellen wird es immer geben“, sagt Horst Dietz, Leiter der Straßen- und Autobahnmeisterei Wildeshausen. Vielen Verkehrsteilnehmern sind die Nadelöhre ein Dorn im Auge – Fahrbahnverengung, Geschwindigkeitsreduzierung und nicht selten ein Stau. Doch ohne sie würden die Straßen verfallen. Erfreulich sei bei dieser Baustelle, dass es bisher keine Unfälle oder größere Beschädigungen im dem Bereich gegeben habe. Das führt Dietz auch auf die gute Beleuchtung des Abschnitts sowie sechs mobile Stauwarnanlagen zurück. Die Geräte messen automatisch das Verkehrsaufkommen in einem Abschnitt. Anhand dieser Daten warnen sie die Verkehrsteilnehmer mit einem Schaubild samt des Textes „Staugefahr“ oder „Stau“, so der Leiter der Straßenbaumeisterei: „Wenn hingegen alles läuft, sind die Tafeln schwarz.“
Wie ein Uhrenwerk arbeiten derzeit die Gewerke Hand in Hand. „Die Logistik muss passen“, beschreibt Dietz das Zusammenspiel vor Ort. In der Nähe der Anschlussstelle Wildeshausen-Nord hat das Unternehmen Oevermann einen Mischplatz für Beton eingerichtet, um diesen in Baustellennähe herzustellen. Dort wird er auf Lastwagen geladen und im Zehnminutentakt und acht Minuten Fahrzeit zur Baustelle gekarrt. Die Sattelschlepper transportieren dabei jedes Mal acht bis zehn Kubikmeter frisches Baumaterial. Anschließend wird die Betonmischung auf die alte 27 Zentimeter tief ausgefräste Spur gekippt und von einer Verlegemaschine eingearbeitet. 400 Meter schafft das Team so am Tag. Eine nachfolgende Maschine gibt dem Belag noch den Feinschliff. „Der Spezialbeton braucht 24 Stunden, um zu trocken“, so Dietz. Nach Aushärtung werden in regelmäßigen Abständen flache Dehnungsfugen in die eigentlich durchgängige Betondecke eingeflext und wieder verfugt. „Das ist wichtig, damit die Oberfläche bei Temperaturschwankungen nicht unkontrolliert aufplatzt“, sagt Baehr.
Doch was ist eigentlich besser, Asphalt oder Beton? Baehr bewertet beide Methoden: „Das ist eine Glaubensfrage. Beide Verfahren haben sowohl ihre Vor- und Nachteile“, sagt sie. Das Asphaltieren sei schneller und preiswerter zu verarbeiten. Auch Ausbesserungsarbeiten im Laufe der Zeit ließen sich an dem Straßenbaumaterial wesentlich einfacher bewerkstelligen. Der Nachteil liege an der Anfälligkeit für Spurrillen. Betonbelag hingegen sei extrem robust, wesentlich langlebiger und entsprechend aufwendiger und teurer in der Errichtung. Momentan schreibe der Bund das Betonverfahren bei „Strecken mit verkehrsreichem Schwerlastverkehrsaufkommen“ vor, so Baehr.
Bauleiter Lars Meese blickt entspannt auf den Fortschritt der Arbeiten, die seiner Auskunft nach im Zeitplan liegen. Etwa 24 Menschen arbeiten zeitgleich an der Baustelle. Schachtmeister Lars Eckert umreißt mögliche Schwierigkeiten, die das Vorhaben noch verzögern können: „Bei Starkregen haben wir Probleme. Dann stehen die ausgefrästen Fahrstreifen unter Wasser und wir können den Beton nicht einarbeiten.“ Sorgen bereitet ihm sonst nur, falls das Coronavirus um sich greifen würde: „Wir haben keine Kolonne übrig, die diese Spezialarbeiten bei einem Ausfall ersetzen könnte“, so Eckert.